Predigt von Pfarrerin Eva v. Winterfeld (Sonntag, 06.10.2024)
Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen
Liebe Gemeinde, liebe Familien,
das, was ihr riecht ist mein Lieblingsduft. Woran erinnert Zimt? Klar, an Weihnachten! Aber Weihnachten heute – zum Glück noch nicht! Heute ist erstmal Erntedank!
Zimt ist toll! Und das nicht nur zu Weihnachten. Es soll schon ziemlich gesund sein. Und auch wenn wir Zimt eher vom süßen Gebäck kennen – es passt auch zu Gemüse oder Fleisch.
Dieses Jahr, zu Erntedank, verbindet „Brot für die Welt“ unser Fest vom Teilen mit dem Gewürz Zimt und damit mit dem Duft der großen weiten Welt.
Wir haben diese Zimzschnecken und damit großartigen Duft vom Zimtgewürz. Wir haben unseren wunderschön geschmückten Altar mit allen Gaben, die uns die Natur gegeben hat. Erntedank heißt Danke sagen für all das! Danke sagen für das, was uns ernährt und was die Natur für uns wachsen lässt, wenn wir gut zu ihr sind und sie zeigen kann, was alles in ihr wachsen kann. Und heute der Dank, dass Lea Sander bei uns ist. Dein Wesen und Deine Gaben sind ein großer Gewinn für unsere Gemeinde!
Ein Bestandteil dieser Schnecke ist Mehl. Das Korn dafür wächst bei uns, dazu Zimt, der „Duft der großen, weiten Welt“! Zimt wächst nicht bei uns. Um Zimt zu gewinnen, braucht man Zimtbäume (Cassiabäume), deren Rinde geschält und getrocknet wird. Und dann kann die Reise um die Welt losgehen. Manchmal in Stangenform, das ist die zusammengerollte Rinde, manchmal in gemahlener Form fürs Backen oder für die Schüssel „Zucker und Zimt“.
Viel von dem Zimt, den wir hier kaufen können, kommt aus Vietnam. Vietnam liegt in Südostasien. Viele Menschen dort arbeiten hart, um genügend zu essen zu haben. Zimt kommt aus dem Nordwesten Vietnams. Dichter Wald, steile, bewachsene Hügel. Kaum Straßen, eher unbefestigte Wege. Dazu viel Regen. Darauf folgt Schlamm und die Menschen kommen kaum voran.
Brot für die Welt unterstützt durch eine Organisation Menschen in dieser Region. Sie arbeiten mit ihnen zusammen daran, dass ihr Leben besser wird. Und da der Zimt auf der ganzen Welt so geliebt wird. Sichern die Zimtbäume den Menschen die Existenz. Sie können davon leben, Straßen können befestigt werden, Kinder zur Schule gehen…So vieles hat sich in den Dörfern der Region verbessert – und so vieles steht noch an – die Menschen dort sind guten Mutes!
Der Blick nach Vietnam zu den Zimtbauern zeigt uns zu Erntedank: Es kann so vieles besser werden, wenn wir uns gegenseitig mit offenen Herzen geben, was wir geben können.
Ein Blick ins Neue Testament: Paulus, der Apostel schreibt in einem Brief an eine der ersten großen christlichen Gemeinden in Korinth über das geben mit offenen Herzen.
In einem Vers finden wir alles, was heute hier wichtig ist: Gott aber, der dem Sämann Saat und Brot schenkt, wird auch euch Saatgut geben. Er wird es wachsen lassen und dafür sorgen, dass das Gute, das ihr tut, Früchte trägt. 2. Korinther 9,10
Paulus erklärt es den Menschen damals mit einem Bild aus der Landwirtschaft. Wir brauchen alle das Brot als Grundnahrungsmittel. Aber um das zu backen, braucht es zuvor einen Menschen, der auf dem Feld arbeitet, und die Saat. Diese muss in die Erde gestreut werden, damit daraus noch mehr wachsen kann.
Erst das Geben macht, dass ich ernten kann. Ich muss etwas einsetzen, etwas abgeben. Denn nur, wenn ich genug säe, bekomme ich ausreichend Mehl für das Brot.
Das Nötige dafür aus der Hand zu geben bedeutet für Paulus auch das Abgeben, das Spenden an die, die es brauchen.
Über die Kollekte wurde auch schon damals gut diskutiert in den ersten Gemeinden. Auch wir haben da so unsere Gedanken:
Also, darüber, wie es einem so geht, wenn wir aus der Kirche raus wollen und da hinten an der Kirchentür steht jemand, freundlich lächelnd, und hält das Körbchen oder den Klingelbeutel hin. Wie geht’s mir da? Innerliches Seufzen? Schnelles Durchrechnen? Wie viel gebe ich? Wieviel brauche ich selbst noch? Oder der Ärger, kein Geld oder nur einen großen Schein dabei zu haben. Wie viel kann ich jetzt in die Kollekte geben? (ich kann mir ja nichts rausnehmen, damit es passt) Warum geht das nicht per paypal?
Paulus schreibt, weil es ihm um die innere Haltung geht, zu geben. Erst einmal sorgt jeder Mensch für sich und sein Überleben. Teilen macht nicht immer nur Spaß. Die Kleinen müssen das nach und nach lernen. Auch, dass es manchmal besser ist, geteilt zu haben – weil es ja auch durchaus Vorteile haben kann. Teilen hebt die Stimmung. Menschen kommen dadurch in Kontakt, sie beginnen, miteinander zu sprechen. Und es verändert dich. Deinen Sinn für Verantwortung und Sorge für die Anderen.
Und Paulus meint noch etwas anderes: Teilt, liebe Korinther. Nicht nur, weil teilen Spaß macht. Teilt, weil es Jesus‘ Botschaft an uns ist!
Paulus ist kein Betriebswirt. Es geht ihm nicht heimlich doch um seinen Vorteil, den das Geben haben könnte. Nein, er betont: Ich will direkt in eure Herzen schreiben. Eure Herzen sollen nicht ängstlich sein, Bedenken tragen, sondern voller Freude und Fröhlichkeit sein und aus solch einem Gefühl heraus sollst du geben. Ihr habt viel Grund, so fröhlich zu sein!
Das fröhliche Herz, diese Power spüre ich nicht durch Zufall, sondern weil mir Gott zur Seite steht, weil Gott mir mehr als genug gibt. Und wenn ich das bei mir erkenne, wenn ich das Gefühl habe „Mir fehlt nichts“, dann kann ich wiederum leichter etwas geben von meiner Kraft, von meiner Zeit, von meinem Besitz. Und Paulus stellt klar: Wir müssen nicht vor dem Mangel Angst haben, dass nichts mehr da ist. Gott kümmert sich. Er ist in der Lage, die innere wie äußere Leere aufzufüllen.
Viel zu viele Menschen können erzählen, was es heißt ganz wenig zu essen zu haben. Und alles zu verlieren. Sei es durch Krieg, Hochwasser, Brand, Jobverlust oder eine andere Not.
Und ich wünsche jedem in dieser Situation ein Fünkchen Glauben, der an Vertrauen erinnert, dass Gott immer bei uns sein will. In den finstersten Momenten und in den glücklichen Stunden. Und dass es natürlich völlig okay ist, wenn es Zeiten gibt, in denen ich kein Geld spenden kann, weil ich gerade selbst nicht so viel habe. Aber dann habe ich vielleicht anderes übrig: Zeit. Aufmerksamkeit. Gute Ideen.
Erntedank erinnert uns: Gott gibt alles, was wir heute und morgen brauchen, er gibt Menschen, die für uns da sind. Gott gibt sogar sich selbst, damit unsere Seele satt werden kann. Er wird es wachsen lassen und dafür sorgen, dass das Gute, das ihr tut, Früchte trägt. Das ist unser Gut: Wir wissen voneinander. Wir können uns teilen. Und wir können gemeinsam verändern. So trägt das Gute Früchte.
Amen