Evangelisch
in Unterbarmen

Gemeinsam. Glauben. Leben.

Von Tansania bis Unterbarmen

Im Gespräch mit Wolfgang Apelt

Thomas Corzilius: Lieber Wolfgang, ich glaube, es wird Zeit nun endlich auch einmal Dich hier für den Gemeindebrief zu interviewen, denn – bei allem Kommen und Gehen in der Gemeinde – bist Du, wie kaum ein Anderer, in unserer Gemeinde an der Hauptkirche präsent. Zurückliegend warst Du viele Jahre auch im Presbyterium … Du bist ja ursprünglich kein Wuppertaler. Erzähl uns, wo Du herkommst, seit wann Du hier bist, und was Dich hierher gebracht hat?
Wolfgang Apelt: Geboren bin ich in Neuenrade bei Werdohl, aufgewachsen in Halver und Umgebung, nach zwei Jahren in Nörvenich bei Düren, 1964 nach Jever gezogen und dort 1970 Abitur gemacht. Dann Ausbildung zum Diplom-Bibliothekar in Regensburg und München. An der Bayerischen Staatsbibliothek in der Osteuropaabteilung beschäftigt, unterbrochen durch den Wehrdienst in Augustdorf und Munster. 1985 in die EDV-Abteilung gewechselt. 1987 mit der VEM nach Tansania, dort die Bibliothek des damaligen Lutheran Theological College Makumira geleitet. 1998 nach Deutschland zurück und die Geschäftsführung und die Bibliothek der (jetzigen) Archiv- und Museumsstiftung der VEM (zum Anfang als Elternzeitaushilfe befristet) übernommen.

Thomas Corzilius: Wenn Dein Name fällt, verbindet er sich sofort mit Deiner Tätigkeit für die VEM. Was genau hast Du da gemacht und wie bist Du weiterhin mit ihr verbunden?
Wolfgang Apelt: Nach einer Umstrukturierung ca. 2005 habe ich das Archiv und die Bibliothek geleitet. Das Archiv beinhaltet Materialien der Rheinischen Mission (hier aus Wuppertal) und der Bethel Mission und auch der VEM seit ihrer Gründung. Ich habe dort zumeist Wissenschaftler, aber auch Familienforscher bei ihren Forschungen unterstützt. Teilweise haben wir mit Schulklassen Unterrichtseinheiten zum Thema Kolonialismus durchgeführt. Ich stehe auch noch in Kontakt mit meinem Nachfolger und den Kolleginnen.

Thomas Corzilius: Gibt es Dinge, die Du aus der weltweiten Ökumene wichtig findest für uns in Deutschland und hier im Tal?
Wolfgang Apelt: Die Fähigkeit über seine Religion, ­seinen Glauben zu sprechen (in Deutschland ja eher ein Tabu).

Thomas Corzilius: Kannst Du sagen, was Dich theologisch und für Deinen Glauben besonders geprägt hat?
Wolfgang Apelt: Mein Religionsunterricht in der Oberstufe, mit Lektüre von D. Sölle und J. Robinson „Gott ist anders“, Marx und Feuerbach „Religionskritik“. Dann Lektüre von R. Bultmann und P. Tillich. Und die Zeit in Tansania, wo ich gelernt habe täglich zu beten und die Herrnhuter Losungen zu lesen.

Thomas Corzilius: Bleiben wir noch einen Augenblick in der Wahrnehmung unserer Kirchengemeinde. Was schätzt Du besonders in unserem Gemeindeleben?
Wolfgang Apelt: Den Zusammenhalt, die Gottesdienste und die vielfältige Kirchenmusik.

Thomas Corzilius: An dieser Stelle möchte ich Dir, bevor ich weiter frage, einmal ausdrücklich Danke sagen für Deine treue, kontinuierliche Hilfe rund um unsere Gottesdienste und auch andere Veranstaltungen. Immer wieder bist Du vor- und nachbereitend und in Vertretung aktiv. Was bedeutet Dir im besonderen unsere Unterbarmer Hauptkirche?
Wolfgang Apelt: Besonders seit der Renovierung schätze ich die Flexibilität des Raumes – so haben wir als Stiftung die Kirche auch nützen können für Museumsnacht und anderes. Auch einmal für eine Kunstausstellung oder eine Theateraufführung (Die Räuber).

Thomas Corzilius: Nun noch etwas privat gefragt: Was tust Du gerne für Dich, interessemäßig und als Hobby?
Wolfgang Apelt: Ich interessiere mich sehr für Geschichte, Politik und Theologie. Lesen ist meine Hauptbeschäftigung, besonders neben Sachbüchern zu den genannten Gebieten, aber auch von Lyrik. Dann drei Tageszeitungen und mindestens eine Wochenzeitung. Eine wöchentliche Zeitung mit Buchbesprechungen in Englisch.

Thomas Corzilius: Stell Dir vor, Du wärst auf der ­berühmten, einsamen Insel … Welche Bücher würdest Du unbedingt mitnehmen? Und welche Musik dürfte nicht fehlen?
Wolfgang Apelt: Als ich nach Tansania ging hatte ich dabei: Die Bibel, Goethes Faust, eine Lyrik Anthologie, Otto Flakes Roman „Die Sanduhr“ und Puschkin-Gedichte. Ich denke dabei bliebe es auch heute, evtl. jetzt zusätzlich C. M. Wielands „Aristipp“ und E. T. A. Hoffmanns „Klein Zaches“. Musik: Alban Bergs Violinkonzert, etwas Duke Ellington und Ella Fitzgerald, etwas Orgelmusik (Bach, Reger, Messiaen), Pendereckis Lukas-Passion.

Thomas Corzilius: Zum Schluss noch einmal ein Blick auf die Gemeinde und die kommenden Jahre. Was wünscht Du uns, und worauf sollten wir gezielt zugehen und achten?
Wolfgang Apelt: Dass die Hauptkirche mit ihrem Vorplatz noch mehr Mittelpunkt hier im Viertel/Quartier wird; und wir sollten schauen, dass es auch an den Gemeinde-„Rändern“ Gemeindepräsenz gibt, vielleicht durch Landenlokale als Treffpunkte; weiter ökumenische Zusammenarbeit stärken.

Thomas Corzilius: Lieber Wolfgang, vielen Dank für das Gespräch. Für deine Zukunft wünschen wir Dir Gottes Segen.