Interview mit Eva von Winterfeld
Henriette Sauppe: Liebe Eva, wir als Gemeinde freuen uns sehr, dich ab dem 1. August als neue Pfarrerin in Unterbarmen zu begrüßen. Erzähl uns doch zu Beginn etwas persönliches über dich!
Eva von Winterfeld: Liebe Henriette, liebe Gemeinde, die Freude liegt auch ganz auf meiner Seite.
Also, ich bin die Neue ab August! Ich bin eine zutiefst dankbare und liebende Mutter, begeisterte, aber oft auch zweifelnde Christin. Ich bin kleine und große Schwester, mein Element ist das Wasser, neugierige Bibelleserin, leidenschaftliche Opernbesucherin, überhaupt brauche ich Musik in meinem Leben. Überzeugte Ruhrgebietlerin, verzweifelter VfL Bochum-Fan, und definitiv für Pommes und nicht Kaviar zu haben. Liebenswerte Chaotin, geduldige Zuhörerin, tapfere Kontakthalterin zu Freunden in Nah und Fern, lieber Tee- als Kaffeetrinkerin, aus vollem Herzen Lachende, lebenserfahrende Frau. Vielleicht auch eine liebevolle Rebellin mit Sinn für Gerechtigkeit. Eine kompromisslose Optimistin und nicht bereit, aufzuhören zu lernen und für viele, die mich besser kennen, eine wahre Wundertüte.
In den letzten 11 Jahren habe ich als Schulpfarrerin gearbeitet. Zuerst am Berufskolleg Kothen, das später mit dem Berufskolleg am Haspel fusionierte. Dazu kam die Koordination der Notfallseelsorge in den letzten fünf Jahren. Beides hat mich in meinem Denken und Fühlen mit Sicherheit verändert. Nach unserem langen Theologiestudium war es schon eine Herausforderung, über meinen Glauben verständlich zu reden. Beide Arbeitsfelder haben mich vieles über das Leben gelehrt und über Glauben in Krisensituationen.
Dass ich ebenso wie mein sehr geschätzter Vorgänger Thomas Corzilius aus Essen stamme, werdet Ihr mit Sicherheit hören und vielleicht auch manchmal spüren, denn meinen etwas raueren Ruhrgebietscharme habe ich mir definitiv bewahrt. Du kannst Dir vorstellen, dass es mit 44 Jahren eine Menge mehr von mir zu erzählen gäbe, aber ich muss ja hier noch nicht alles ausplaudern. Es soll ja für ein paar Jahre spannend mit mir bleiben 🙂
Henriette Sauppe:Ich persönlich freue mich sehr, dich bald als neue Kollegin an meiner Seite zu haben. Auf was freust du dich in der Gemeindearbeit am Meisten?
Eva von Winterfeld: Zuallererst freue ich mich auf viele erste Male, die ich erleben darf. Schließlich ist das meine erste eigene Pfarrstelle in einer Gemeinde. Pfarrerin bin ich geworden, weil mich Begegnungen mit Menschen faszinieren. Ich empfinde es Privileg und Schatz unseres Berufes, mit Menschen Leben zu teilen. Im Gegensatz zu meinem Schulalltag sind es in unserer Gemeinde Menschen jeden Alters. Geschichten, die von Freude UND Trauer erzählen. Und das Schönste, ich muss niemanden mehr benoten!!!
Auch wenn es platt klingt, ich freue mich auf Leben in der Gemeinde. Und neben allem, was schon so gut läuft, werde ich sehen, wo ich meinen Teil dazu beitragen kann.
Darüber hinaus freue mich mit anderen hier vor Ort an Ideen „herumzuspinnen“ und in verschiedensten Formen Kirche und Gemeinde in Unterbarmen zu gestalten. Wer bei uns in der Gemeinde etwas im Namen des Herrn beginnen, ausprobieren möchte, hat mich sofort als Verbündete und darf loslegen. Ich habe Euch als lebendige Gemeinde kennengelernt und das mit zu leben, finde ich großartig.
Henriette Sauppe: Gibt es etwas, was du als Herausforderung in der Gemeindearbeit für die kommende Zeit siehst?
Eva von Winterfeld: Präsent in Unterbarmen zu sein und zu bleiben, ist vielleicht die größte Herausforderung in diesen Zeiten. Diese Challenge nehme ich gerne an. Es reicht nicht mehr, die Kirche aufzuschließen und zu denken: „Ach, die Leute kommen schon“. Wir müssen uns Gedanken machen, wo und wie wir präsent sein wollen, um Gottes Wort unter den Menschen wirken zu lassen. Im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern konnte ich definitiv spüren, dass sie bereit sind, sich vom Glauben überraschen zu lassen, aber es ist kein „Selbstläufer“ mehr, wenn es das überhaupt mal war.
Auch wenn ich meinen Platz hier in Unterbarmen finde, ist mir durchaus bewusst, dass sich mein und dein Arbeiten in Zukunft stark verändern wird. Deshalb ist der Prozess der Weggemeinschaft für mich der richtige Schritt in dieser Zeit, um sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen. Und das sage ich nicht nur, weil ich als Skriba des Kirchenkreises diese Umsetzung begrüße, sondern weil ich ehrlich denke, dass darauf Segen liegen wird.
Das massive kleiner werden unserer evangelischen Kirche ist definitiv DIE Herausforderung. Aber ich verspüre Hoffnung und Gottvertrauen, dass das auch gut werden kann und sehe deshalb positiv nach vorne. Vielleicht eine meiner größten Stärken, das volle Glas zu sehen …
Ich wünsche mir, dass ihr meine Tochter Nele und mich offen aufnehmt, wir neigen beide dazu, laut zu sein, beherrschen aber auch die leisen Töne. So und nun genug von mir. Ich bin neugierig auf Sie und Euch. Glück auf!
Henriette Sauppe: Liebe Eva, danke für das Gespräch.
Wir freuen uns auf deine Einführung am 1. September 2024 um 14 Uhr in der Unterbarmer Hauptkirche!